Im aktuelle EnergieRadar - Newsletter des EIW - informiert Sie wieder über aktuelle Themen im Energiebereich – über Erfolgsgeschichten in Sachen Energieeffizienz ebenso wie über brisante Belange der Energiesicherheit oder den Diskussionsstand bei energiepolitischen Fragen.
Die Ausgebe steht Ihnen wieder sowohl im auch für mobile Geräte bedienfreundlichen Format zur Verfügung als auch als druckkompatibles PDF. Für einen noch besseren Überblick zu den vorgestellten Themen sorgen wie immer die Links zu vertiefenden Quellen.
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EnergieRadar - Ausgabe 11/2025
Das aktuelle Energiebild:
> Strom-Netzkosten der Industrie im EU-Vergleich
Grafik: EIW. Quelle: Eurostat
In der Diskussion um das neue Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) sind die Netzentgelte verstärkt in den Fokus gerückt. Bei Auswertung der Eurostat-Datenbank für energieintensive Betriebe mit einem jährlichen Stromverbrauch von 70-149 GWh zeigt sich, dass die Netzkosten in Österreich 2024 rund 10 % über dem EU-Durchschnitt und bei 66 % der deutschen Netzkosten liegen. Diese Differenz darf aber nicht täuschen: Individuelle Entlastungsmaßnahmen wie die Bandlastregelung ermöglichen deutschen Unternehmen mit mehr als 7.000 Volllaststunden und über 10 GWh Jahresverbrauch, bei denen die Jahreshöchstlast in lastschwachen Zeiten auftritt, den Erhalt eines individuellen reduzierten Netzentgeltes – und diese Reduktion ist in der EU-Datenbasis nicht abgebildet.
Derzeit profitieren rund 560 deutsche Betriebe von dieser Entlastungsmaßnahme, darunter große Stromverbraucher in der Chemie-, Metall- und Papierindustrie. Das Modell ist noch bis Ende 2028 in Kraft und kann zu Netzentgeltreduktionen um bis zu 90 % führen. Die Diskussion um alternative Netzkostenmodelle läuft bereits intensiv.
> Langtext zu den Industrie-Netzkosten
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EIW Energy Talk zur Gebäude-Effizienzrichtlinie:
Potenziale und Versäumnisse hinsichtlich Gebäudeautomation
Der EIW Energy Talk, die Gesprächsreihe des Energieinstituts der Wirtschaft, hat auch in der zweiten Ausgabe ein relevantes Energiethema aufgegriffen: Die EU-Gebäuderichtlinie, die bis Ende Mai 2026 in nationales Recht umzusetzen ist. Um die Ziele einer sukzessiven Dekarbonisierung des Gebäudesektors zu erreichen, wird Gebäudeautomation eine entscheidende Rolle spielen.
Dazu versammelte sich im September am Round Table im Energieinstitut der Wirtschaft eine hochkarätige Runde: Georg Benke (e7 GmbH ), Sandra Genner (Wirtschaftskammer Österreich), Sabine Harrasko-Kocmann (Fachverband Elektro- und Elektronikindustrie), Barbara Humer (Bundesgremium Elektro- und Einrichtungsfachhandel), Michael Osobsky (Dachverband Energie/Klima), Robert Pfarrwaller (Rexel) und Werner Kerschbaumer (Siemens) unter der Moderation von Mario Jandrokovic (Energieinstitut der Wirtschaft), um folgende Fragen zu erörtern:
- Was bringt die Umsetzung der EU-Vorgaben für die Gebäuderichtlinie in nationales Recht?
- Welche Erfordernisse für neu errichtete Gebäude und den Gebäudebestand (Wohn- und Nicht-Wohn-Gebäude) lassen sich daraus ableiten?
- Welche pragmatischen Lösungen bietet hier Gebäudeautomation – insbesondere bezüglich Energieeinsparungen bei Heizung, Lüftung und Kühlung?
- Welche Low Hanging Fruits bieten sich an zur Verbesserung der Energieeffizienz?
- Welchen Zusatznutzen bietet Gebäudeautomation abseits von erhöhter Energieeffizienz für Gebäude?
- Wie kann das Thema besser kommuniziert werden?
Sandra Genner, Juristin der WKÖ, plädierte für klare rechtliche Rahmenbedingungen und eine schlanke Umsetzung – die Gebäudeautomation würde dabei im Zuständigkeitsbereich der Bundesländer bleiben.
Robert Pfarrwaller (Rexel) sah Gebäudeautomation als entscheidendes Instrument, um die vorgegebenen Ziele für energetische und thermische Sanierung erreichen zu können, es mangle hier an öffentlicher und politischer Wahrnehmung.
Sabine Harrasko-Kocmann vom Fachverband Elektro- und Elektronikindustrie sieht die Gebäuderichtlinie als Riesenchance für nachhaltige Technologien und Produkte der Gebäudetechnik und -automation. Zurückgefahrene Förderungen und ein Mangel an Fach- und Nachwuchskräften sind hier eine große Herausforderung.
Georg Benke (e7 GmbH) kennt aus der Praxis das große Potenzial für eine wirtschaftlich vernünftige Reduktion der Energiekosten, sieht jedoch einen dringenden Bedarf an einheitlichen technischen Vorgaben und einer klaren Definition für Gebäudeautomation.
Auch Barbara Hummer vom Bundesgremium Elektro- und Einrichtungsfachhandel plädiert sie für die Schaffung einheitlicher Standards und die Bereitstellung klarer Informationen, da für die betroffenen Betriebe die Vorgaben zur Umsetzung schlichtweg unverständlich sind.
Michael Osobsky vom Dachverband Energie/Klima weist hin auf die große Herausforderung, dass bis 2030 jene16 Prozent der Gebäude mit den schlechtesten Werten renoviert werden müssen – was ohne digitale Lösungen mitzudenken schlichtweg nicht machbar sein wird.
Auch für Werner Kerschbaumer (Siemens) sollte das Thema Gebäudeautomation stärker im Fokus der Öffentlichkeit stehen, da hier große Möglichkeiten zur Kosteneinsparung liegen. Hier bieten sich auch intelligente Lösungen an, die das Gebäude mit den Energie- und Kommunikationsnetzen und dem Auto verknüpfen.
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Bitte vormerken! GREENHEAT Training, 19. - 21. Mai 2026
Von Dienstag, dem 19. bis Donnerstag, dem 21. Mai 2026 findet im Wien wieder ein dreitägiges, praxisorientiertes Training für Energieeffizienz und Erneuerbare Energien in der Produktion statt.
Beim dreitägigen GREENHEAT Training, der überarbeiteten Neuauflage der bewährten GREENFOODS Trainings, können Teilnehmende mit einschlägigen technischen Vorkenntnissen ein konkretes Projekt für ihren Betrieb praktisch durcharbeiten. Nicht selten lässt sich der Energiebedarf um 10 bis 25 Prozent verringern, und das durch Maßnahmen, die kaum Investitionen erfordern.
Zur Verfügung steht ihnen dabei das GREENFOODS Tool, ein praktisches, über Jahre optimiertes Werkzeug für die schnelle Analyse des Energiestatus im eigenen Unternehmen, bei dem gleich die Kosten und Effekte von konkreten Einsparmaßnahmen errechnet werden können, wurde und im Laufe der Jahre kontinuierlich weiterentwickelt. Dieses Tool, anfänglich für die Lebensmittel- und Getränkeherstellung konzipiert, eignet sich für alle Branchen mit Wärmebedarf unter 400°C – so etwa Automotive, Chemie und Kunststoff, Textilien, Maschinenbau, Metallverarbeitung und -behandlung.
Zusätzlich zum dreitägigen Vor-Ort-Training samt Vorträgen und der konkreten Unterstützung von Fachleuten mit Branchenerfahrung gibt es zwei Online-Termine zur Vorbereitung und Nachbetreuung; dafür werden die Termine noch bekanntgegeben.
Wenn Sie sich voranmelden möchten oder Fragen haben:
Inhalte: AEE INTEC • DI Wolfgang Gruber-Glatzl • Tel: +43 3112 5886 455 • w.gruber-glatzl@aee.at
Organisation: Energieinstitut der Wirtschaft• Mag. Mario Jandrokovic • Tel: +43 1 343 3430 • office@energieinstitut.net
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Energie erklärt: Wasserstoff-Farbenlehre
Wasserstoff (H2) wird für die Energiewende unbestritten eine wichtige Rolle spielen. Das kleinste Atom ist auf unserem Planeten praktisch unbegrenzt vorhanden, jedoch so gut wie immer chemisch gebunden. Die Erzeugung benötigt reichlich Energie und hinterlässt partiell unerwünschte Nebenprodukte.
H2, an sich ein farbloses Gas, hat je nach Herstellungsart einen „Farbcode“ zugeteilt:
Grauer Wasserstoff. Der Großteil des heute erzeugten Wasserstoffs wird nach wie vor aus fossilen Energieträgern gewonnen. Bei der Dampfreformierung wird Erdgas zusammen mit Wasserdampf auf 830 Grad erhitzt. Bei der Herstellung von einer Tonne Wasserstoff werden zehn Tonnen CO2 freigesetzt.
Blauer Wasserstoff: Die Erzeugung funktioniert wie bei grauem Wasserstoff via Dampfreformierung, doch wird das Kohlendioxid nicht in die Atmosphäre abgegeben, sondern eingelagert (Carbon Dioxide Capture and Storage / CCS) oder wiederverwendet (Carbon Dioxide Capture and Use / CCU).
Türkiser Wasserstoff hat ebenfalls Erdgas als Grundstoff, das in einem Hochtemperaturreaktor in seine Bestandteile Wasserstoff und Kohlenstoff zerlegt wird. Als Nebenprodukt entsteht kein CO2, sondern fester Kohlenstoff (Graphit), der beispielsweise für den Leichtbaustoff Carbon verwendet werden kann. Das Verfahren ist noch nicht industriell im Einsatz – außerdem benötigt es im Vergleich zum grauen Wasserstoff ein Drittel mehr Energie.
Grüner Wasserstoff wird durch das Elektrolyse-Verfahren hergestellt. Mittels Strom wird Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten, der Energieaufwand ist in etwa fünf Mal so hoch wie bei türkisem Wasserstoff. Von grünem Wasserstoff spricht man nur, wenn ausschließlich Strom aus erneuerbaren Quellen zum Einsatz kommt. Hochreines Wasser ist eine Schlüsselkomponente für den dauerhaften Betrieb. Inzwischen gibt es erfolgreiche Versuchsanlagen, die nicht auf Trinkwasserqualität angewiesen sind, sondern mit Meerwasser oder Kläranlagen-Abwasser funktionieren.
Pinker Wasserstoff wird mittels Elektrolyse gewonnen, wobei Atomstrom zum Einsatz kommt. Der Farbton kann auch ins Violette oder Rote gehen.
Weißer Wasserstoff: Natürlich vorkommender purer Wasserstoff (Attribut: ungebunden) entsteht durch geochemische Prozesse, er findet sich im Untergrundgestein, in Einlagerungen unter undurchlässigen Sedimenten. Erstmals wurde dieses „natürliche H2“ 1987 bei Wasserbohrungen in Mali entdeckt – es kann dort relativ günstig gefördert werden und dient zur Stromerzeugung. Weitere nennenswerte Vorkommen gibt es im französischen Lothringen, in Albanien und Australien. Das laut jüngster Studien geschätzte weltweite Potenzial an weißen Wasserstoff könnte den (steigenden) Bedarf für 200 Jahre decken.